Geschichte des ''Pfifferdorfes''

(Aus der Chronik der Gemeinde Treunitz - erstellt von den Schülern des Ortes in den Jahren 1947 bis 1967)

Treunitz dürfte um 800 entstanden sein, als die fleißigen und arbeitswilligen Wenden, welche die Namen ihrer Siedlungen häufig mit ''itz'' und ''nitz'' enden ließen, in diesem Raum siedelten. Dragon soll der Gründer des Ortes gewesen sein.

Treunitz war eine Art Vorposten in der dünn besiedelten Landschaft zwischen Regnitz und Fichtelgebirge. Hier hatte 805 Karl der Große eine Sperrlinie angelegt, um die östlichen Grenzlandschaften seines Reiches zu sichern. Von Königsfeld aus erfolgte die Christianisierung des Slawengebietes, und Prediger des Bischofs von Würzburg brachten die christliche Botschaft auch nach Treunitz.

Der karge Boden vermochte seine Bewohner nur schwer zu ernähren. Deswegen suchten die Leute schon frühzeitig Nebenerwerb. Josef Heller schreibt in seinem ''Handbuch über die fränkische Schweiz'': ''Treunitz gliedert sich in zwei Orte: Ober- und Untertreunitz. Es liegt in einem sehr romantischen Felsental und gehört zum Herrschaftsgericht Thurnau. Es zählt (1829) 206 Einwohner. Hier wird ein feines Garn auf der Spindel gesponnen.''

Aber nicht nur das Spinnen war im Brauch, es wurde auch eifrig gewebt. Dafür zeugen mehrere Hausnamen (nicht Familiennamen) wie Oberer Weber, Unterer Weber. Der letzt Webstuhl wurde 1922 auf den Boden verfrachtet und später verbrannt.

Eine Bereicherung besonderer Art wurde den Treunitzern in die Wälder gelegt - die Pilze. Das Frühjahr läßt bereits die ''Morng'' (Morcheln) und die Maipfiffer wachsen. Das mundartliche Sprichwort ''Wenn es Morng (Morcheln) rengt, wern die Eier teuer'' ist nicht nur eine sprachliche Spielerei, sondern läßt auch erkennen, dass ''Morcheln mit Ei'' ein Spezialgericht der Treunitzer ist. In Treunitz hat sich eine Art von ''Pfifferkultur'' entwickelt. Dafür steht das originelle Pfifferlied: ''... Die Treunitzer Weber, die homm halt ihr Ploch, die müssn die Pfanna putzen alla ocht Toch. Und putzn's net alla ocht Toch, noch schmeckn die Krapfn den Pfifferna noch...'' (Auszug) und der mit Humor ertragene Spitzname ''Die Treutzer Pfiffer''.

Trotzdem wurden die Treunitzer nicht immer satt, waren doch viele der Äcker Zinsfelder, für die der Graf auf Schloß Wiesentfels Abgaben forderte. Dies geschah noch bis Ende des ersten Weltkrieges. Als die Bauern 1525 Schloß Wiesentfels berannten und niederbrannten, waren auch die Treunitzer eifrig dabei.

Man war nun schon in der Neuzeit. Doch in Treunitz spürte man wenig davon. Man lebte in einer eigenen Welt, die vor allem nach Königsfeld offen war. Die Treunitzer wollten den Herrgott noch näher bei sich haben, und so gingen 1857 sieben Männer daran, eine Filialkirche zu bauen, klein und brav, die ruhig im Schatten der Mutterkirche von Königsfeld stehen sollte.
Doch wollte man einen eigenen Heiligen - den Sebastian. Man bekam ihn auch, dazu allerdings auch ein paar besondere Auflagen.
So wurde zunächstden Treunitzern Nachmittagsandachten am Sonntag nicht gestattet und jede Messe mußte von Königsfeld aus erst erlaubt werden. an willigte ein, und so konnte man 1859 die allererste Kirchweih feiern.
Jeder Lehrer, der nach Treunitz kam, wurde zunächst auf die Qualität seines Orgelspiels geprüft. Bezüglich des Schulhaltens ließ man ihm freie Hand.

An die große Welt angeschlossen wurde Treunitz im Jahre 1911, als die Straße Bamberg - Bayreuth (die jetzige B22) gebaut wurde. Allmählich verschwanden die Strohdächer, und man war willens, sich selbst ein neues Schulhaus zu bauen.
Es wurde am 15. Januar 1911 eingeweiht.

Bei dieser Gelegenheit gab Lehrer Georg Witzgall einen Einblick in die lokale Schulgeschichte:
In den frühen Zeiten mußten die Schulkinder die Schule in Königsfeld besuchen. Um das Jahr 1820 wurde in Treunitz eine Winterschule eingerichtet. Ein junger Hilfslehrer hielt dreimal die Woche in Treunitz und dreimal in Poxdorf Unterricht. Nach einem Winter jeweils hatte der junge Lehrer genug. Der Nachfolger ließ einfach sämtliche Kinder sitzen.
Das geschah 30 Jahre lang.
Am 18. August 1855 wurde in Treunitz eine Regelschule eingerichtet. Das Gemeindhaus wurde Schule. Doch kam das erste Schulhaus erst 55 Jahre später.

Bei der Weihe sagte Lehrer Witzgall: ''Möge das Schulhaus lange Zeit hindurch sein eine Pflanzstätte wahrer Religiosität, freudiger Arbeit, ein Denkmal der Opferwilligkeit und des gesunden Geistes der Einwohnerschaft und eine Zierde der Ortschaft Treunitz.''
10.054,86 Mark hatte das Schulhaus gekostet.

In der kleinen Schulzeitung, dem Pfifferblatt, schreibt der letzte Lehrer der einklassigen Schule, Erich Arneth (von 1948-1966 Lehrer in Treunitz), im Jahre 1966: ''...die Tage unserer dorfeigenen Schule sind gezählt. 111 Jahre Schule Treunitz gehören der Vergangenheit an.''
35 Lehrer waren in dieser Zeit tätig. Die Schülerzahl erreichte in den 30er Jahren ihren Höhepunkt - 68 Kinder. Sie beträgt - 1966 noch 24 Schüler.
Noch im gleichen Jahr wurde der Schulverband Königsfeld gegründet.

Doch nochmal zurück in die Zeit, da Kerze und Funzel in den Stuben brannten. Im engen Tal der Wiesent war es, vor allem in den Wintermonaten, dunkler als sonstwo.
1922 wollten die Treunitzer mehr Licht - vor allem elektrisches Licht. Und es kam, von den Manseres Mühle, zunächst nur für sieben Höfe. Ein alter Diesel mit Glühkopf verstärkte nach einiger Zeit die Wasserkraft.
1923 tat dies ein Benzinmotor, 1924 bauten die Treunitzer ihr eigenes Wasserwerk. Sie zogen vom Kloßenwehr einen Betongraben zur Anlage. Kurz vor der Vollendung legte sich der Graf von Giech quer, der um sein Fischwasser fürchtete. Man einigte sich. Der Graf bekam sechs Jahre das Recht, umsonst in der Treunitzer Flur jagen zu dürfen.
Der Vollendung stand nichts mehr im Wege, und es gab 1926 Licht für alle.

Doch mit dem Aufkommen der elektrischen Futterschneidemaschinen war das Treunitzer E-Werk überfordert. 1938 ging an der Kirchweih das Licht aus. Ein Aufstand war nahe. Da nahm Bürgermeister Johann Neuberger Verhandlungen mit dem Überlandwerk auf. Seitdem hat Treunitz ungetrübtes Licht. Im aufgelassenen E-Werk tummeln sich die Frösche....


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Quellenverweis:
Festzeitschrift der Freiwilligen Feuerwehr Treunitz zum 125-jährigen Bestehen vom 14.-17. Juni 2001.
Mit freundlicher Genehmigung dergleichen.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit!